Kubo - Der Tapfere Samurai
27. Oktober 2016
Kubo and the Two Strings
Animation, Fantasy, Drama, Abenteuer
Travis Knight
(Original) Art Parkinson, Charlize Theron, Matthew McConaughey, Cary-Hiroyuki Tagawa, Ralph Fiennes, George Takei
Marc Haimes, Chris Butler
2016
101 Minuten
6
Musik, Magie und Origami
[Anm.: Ich habe den Text nochmal umgeschrieben. Grund: Ich hatte ursprünglich gedacht, der Kinostart wäre am 6.10. gewesen. Vielleicht – hoffentlich – liege ich also mit meiner pessimistischen Einschätzung falsch und Kubo wird in Deutschland, anders als in den USA, doch noch ein Kassenerfolg. Man weiß nie…]
Ab dem 27. Oktober kann man im Kino einen Animationsfilm bestaunen, den nicht nur jedes Kind – oder zumindest jedes Kind ab sechs -, sondern vor allem auch jeder Erwachsene sehen sollte. Darin geht es zwar um sprechende Tiere, verlorene Erinnerungen und die Suche nach den eigenen Eltern; gemeint ist aber nicht der letzte Woche gestartete Findet Dorie. Das Pixar-Sequel ist zwar gut gemacht und unterm Strich durchaus sehenswert, in einer gerechteren Welt würde aber ein anderer Film alle Einspielrekorde brechen: Kubo and the Two Strings, bei uns etwas unelegant übersetzt als „Der tapfere Samurai„. Dessen Studio, die Stop-Motion Schmiede Laika (Coraline, Paranorman, Boxtrolls), spezialisiert sich auf Stop-Motion-Filme mit (kindgerechten!) Horror-Elementen, hat, anders als Pixar, noch keinen schlechten Film gemacht – und Kubo and the Two Strings ist ihr bisher bester.
Die Geschichte um den jungen Origami-faltenden, einäugigen Kubo, der mutig seinem Vater, dem mächtigen Mondkönig, trotzt, kreuzt die japanische Sagenwelt mit einer spannenden Abenteuergeschichte, einem bewegenden Familiendrama und witzigen Dialogen. Die letztendliche „Message“ knüppelt den Zuschauer nicht über den Kopf, und die liebevoll animierten Stop-Motion Puppen verschmelzen mit Computergrafik zu einer geradezu magischen Optik, die The Nightmare before Christmas im Vergleich aussehen lässt wie ein gut gemeintes Schülerprojekt.
Wie so viele filmische Juwelen vor ihm könnte Kubo allerdings an den Kinokassen untergehen wie ein Stein, und das obwohl Autoren wie Patrick Rothfuss und Neil Gaiman auf Twitter und Facebook kräftig die Werbetrommel rühren. Gegen einen Giganten wie Dorie hätte er ohnehin keine Chance, und die Marketing-Abteilung scheint schon im Vorfeld das Handtuch geworfen zu haben – Pappaufsteller, Poster, Trailer oder gar Werbe-„Tie-Ins“ sieht man nur sehr vereinzelt; und mit dem „Kubo Happy Meal“ im örtlichen Fastfood-Tempel kann man wohl auch nicht rechnen. Dabei ist die Besetzung eher noch prominenter als die seines Pixar-Konkurrenten: Unter anderem hört man (im Original) Ralph Fiennes, Charlize Theron, Matthew McConaughey und Rooney Mara.
Kein Wunder, dass die Filmlandschaft in den letzten Jahren von Reboots, Remakes, Bestseller-Verfilmungen und natürlich Sequels dominiert wird: Ängstliche Studios, die das Werbebudget lieber sicher anlegen wollen und Zuschauer, die sich nur angucken, was sie schon so oder so ähnlich kennen, bewahren gemeinsam den Status Quo und sorgen dafür, dass ein modernes Meisterwerk wie Kubo and the Two Strings im besten Fall darauf hoffen kann, ein mäßiger Erfolg und dann später ein Heimkino-Kulthit zu werden.
Wer den besten Animationsfilm seit Brad Birds Gigant aus dem All im Kino sehen will, der sollte nach dem 27.10. vermutlich nicht zu lange warten. Immerhin kann man sich sicher sein, dass Findet Dorie dann noch eine Weile laufen wird.
Seit letzter Woche? Der Kinostart ist doch erst am 27. Oktober?!
Recht hast du. Dann wird ich den Artikel mal dementsprechend anpassen. Vielen Dank!