Like It Is
Progressive Rock
Yes
2014
Zwei Album-Klassiker an einem Abend
Der Titel des neuen Yes Live-Albums suggeriert eine ungeschminkte Aufnahme ohne Studio-Trickserei: Keine Overdubs, keine Tonkorrekturen. Und genau das muss man den verdienstvollen Prog-Veteranen zugute halten: „Like It Is“ ist sehr ehrlich.
Jon Davison (der sich mit Original-Sänger Jon Anderson nicht nur hohe Stimmlage und New Age-Gehabe teilt, sondern auch ein fehlendes „h“) hat jahrelang Erfahrung in einer Yes-Coverband gesammelt und singt Andersons Parts Ton für Ton nahezu perfekt. Auch der Rest der Band gibt sich redlich Mühe, dem statischen Set – bestehend aus zwei „klassischen“ Yes-Alben, „Going For The One“(1977) und „The Yes Album“(1971) – Leben einzuhauchen. Eigentlich wären es sogar drei gewesen; das Konzert beginnt mit (dem wohl besten Yes-Album) „Close to the Edge“ und endet außerdem mit einer Zugabe. Auf „Like It Is“ befindet sich aber nur der Mittelteil.
Am schwersten hat es dabei Keyboarder Geoff Downes (Asia), der zwar auf drei Yes-Alben spielt, nicht aber auf den beiden, die hier zu hören sind. Während er das „Yes Album“ gekonnt umsetzt, kämpft er bei „Going For The One“ immer wieder mit den frickeligen Parts von Meister-Keyboarder Rick Wakeman und hat beispielsweise Probleme, beim epischen Kirchenorgel-Zwischenspiel von „Awaken“ das Tempo zu halten.
Trotzdem sind hier die “Going for the One“ Songs unterm Strich überzeugender als die des „Yes Album“. Vielleicht weil epischer Prog auch dem Modus Operandi der späteren Yes entsprecht, während ihnen der jugendliche Impetus druckvoller Songs wie „Yours is no Disgrace“ und „Perpetual Change“ (verständlicherweise) abhanden gekommen ist. Fast jeder Song des Albums ist technisch gut gespielt und gesungen, aber es bleibt ein ähnliches Gefühl wie wenn im Jahr 2014 Roger Daltrey mit 70 Jahren singt „hope I die before I get old“. Egal wie gut es klingt, man glaubt man es nicht.
Chris Squires markanter Hintergrundgesang und virtuoser, knarziger Bass sind intakt, und auch wenn Schlagzeuger Alan White und Gitarrist Steve Howe manchmal etwas kraftlos klingen und jemand anders am Mikrofon steht, das Ergebnis klingt eindeutig nach Yes.
Aber lohnt es sich wirklich ein solches Konzert auf CD oder DVD bzw. Blu-ray zu kaufen? Obwohl Yes in den letzten Jahren zwei neue Alben aufgenommen haben, von denen eins sogar erstaunlich gut war, sind sie live zu einem puren Nostalgie-Act geworden. Abgesehen von „A Venture“ kann man alle Songs auf anderen Livealben hören – in besseren Versionen und gespielt von ihrer Originalbesetzung. Immerhin: Für Fans der Band wird es ein toller, vielleicht sogar magischer, Abend gewesen sein.
„Like it is“ erscheint als CD/DVD und Blu-ray am 5. Dezember.
Ja die Nostalgie … Als ich vor ein paar Jahren zum ersten Mal Yes live hörte – immerhin eine Band, die mich lebend durch die Spätpubertät brachte (um es mal bandgerecht recht pathetisch auszudrücken) -, war ich wahnsinnig gespannt. Und fand es dann so grauenvoll, dass wir mitten im Konzert gingen.
Haha, welche Tour war das wohl? Ich war die paar Male, die ich sie gesehen habe, eigentlich immer ganz angetan. Sehr gut war vor allem die „Union“-Tour (mit Doppel-Besetzung). Auch wenn Steve Howe sich sichtlich unwohl dabei gefühlt hat, „Owner of a Lonely Heart“ zu spielen 🙂
Welche Tour war das wohl? Die paar Male die ich sie gesehen habe, waren sie eigentlich recht gut. Und die „Union“-Tour mit Doppel-Besetzung war sogar sehr gut. Auch wenn Steve Howe sich augenscheinlich unwohl dabei gefühlt hat, „Owner of a Lonely Heart“ zu spielen. 🙂