Premium Rush
Thriller, Action
David Koepp
Joseph Gordon-Levitt, Dania Ramirez, Sean Kennedy, Anthony Chisholm, Kevin Bolger, Aasif Mandvi, Michael Shannon, Jamie Chung
David Koepp, John Kamps
New York
USA
2012
91 Minuten

David Koepps stylischer Fahradthriller hat die Zutaten für einen Genreklassiker, kommt aber auf halber Strecke aus der Puste
Premium Rush hätte auch „Lola Radelt“ heißen können; schließlich hat er viel von der atmemlosen, manischen Energie von Tom Tykwers Lola Rennt. Mit einem Unterschied: Trotz seiner verschachtelten Struktur erzählt Premium Rush eine gradlinige Geschichte.
Wilee (Joseph Gordon Levitt) ist Fahradbote, der nach abgebrochenem Jurastudium sein Hobby zum Beruf und seinen Beruf zur Lebensphilosophie erhoben hat. Mithilfe seines analytischen Blicks findet er in Sekundenbruchteilen den schnellsten und sichersten Weg durch die verstopften Straßen New Yorks, im Slalom durch Taxen und Fußgänger. Nachdem er einen eiligen Auftrag für eine Bekannte annimmt, hat er plötzlich einen korrupten Polizisten auf den Fersen, der über Leichen geht um die Auslieferung zu verhindern.
Premium Rush beginnt mit einer Katastrophe (mitreißend untermalt vom Who-Klassiker „Baba O’Reilly“) und zeigt dann mit Rückblenden in mehrere Zeitebenen, wie es zu diesem Punkt kommt. Koepp ist ein geschickter Drehbuchautor (u.a. Spider-Man, Jurassic Park und Carlitos Way) und schafft es mit rasant aufeinanderfolgenden Actionszenen und einer fragmentarisch eingestreuten Backstory, zu fesseln. Leider wird es danach holprig: Nachdem die Charaktere vollständig etabliert sind und die Handlung am Ausgangspunkt angekommen ist, geht Koepps Drehbuch auf halber Strecke der Atem aus. Der letzte Akt ist zwar solide erzählt und spektakulär gefilmt, muss aber leider ohne den schweißtreibenden narrativen Drive der ersten Stunde auskommen.
Viel Adrenalin, zu viele Zufälle
Dieses Problem hat Koepp nicht zum ersten Mal: Sein Regiedebüt A Stir of Echoes (Echos) und der Johnny Depp-Horrorthriller Secret Window knicken im letzten Akt ebenfalls ein und schalten auf Autopilot. Die Durststrecke in der Mitte von Premium Rush hat aber noch einen Haken: Bei näherer Betrachtung merkt man, dass sich die Handlung auf extrem viele Zufälle und Dei Ex Machina stützt: Offenbar kennt in New York jeder jeden und man begegnet sich außerdem an jeder Ecke. Immerhin schafft es Koepp aber, sich kurz vor dem Ende noch einmal zu fangen und seinen Film mit einem angemessenen Showdown zuende zu bringen. Michael Shannon (Revolutionary Road, Boardwalk Empire) ist ein angemessener Gegenspieler für Gordon-Levitt, selbst wenn das Drehbuch seinem Charakter nicht besonders viel Tiefe zugesteht.
Trailer: