Les Miserables
Musical, Literaturverfilmung, Historienfilm
Tom Hooper
Anne Hathaway, Hugh Jackman, Russel Crowe, Amanda Seyfried, Eddie Redmayne, Sacha Baron Cohen, Helena Bonham Carter, Samantha Barks
William Nicholson, Alain Boublil, Claude-Michel Schönberg, Herbert Kretzmer
Frankreich
USA
2012
Eine solide Besetzung und die unverwüstliche Vorlage retten Tom Hoopers uninspirierte Musical-Adaption
Regisseur Tom Hooper, Oscar-Gewinner für The King’s Speech, geht mit seinem Nachfolger kein großes Risiko ein: Les Miserables, adaptiert von Victor Hugos Roman, ist nicht nur eines der erfolgreichsten Musicals der letzten Jahrzehnte, es ist auch eins, das praktisch jeder mag, und das nicht erst seit der brillanten_ Hommage in South Park: Bigger Longer & Uncut.
Die Handlung von Les Misérables dreht sich, getreu der Vorlage, um den ehemaligen Häftling Jean Valjean (Hugh Jackman), der nach seiner Entlassung eine neue Identität annimmt. Teilverantwortlich für das Unglück der jungen Fantine (Anne Hathaway) nimmt er es auf sich, deren Tochter Cosette (Isabelle Allen, später Amanda Seyfried) aufzuziehen. Nach fast zwei Jahrzehnten ist ihm allerdings noch immer sein ehemaliger Gefängniswärter Javert (Russel Crowe) auf den Fersen.

Jean Valjean mit Bart…
Interessant ist Hoopers Entscheidung, die Besetzung selbst singen zu lassen und sogar den Ton vom Set zu verwenden; ein bisschen singen können zwar alle, mit Ausnahme von Samantha Barks (Èponine in Film und Londoner Inszenierung) hat zwar keiner der Schauspieler eine echte Musical-Stimme. Das klingt nicht immer schön, aber immerhin tragen die etwas kraftlosen Stimmen und gelegentlichen schiefen Töne viel dazu bei, die Figuren menschlicher zu machen, vor allem Anne Hathaway, die das unendlich traurige „I Dreamed a Dream“ in einem einzigen rohen emotionalen, beeindruckenden (und sehr Oscar-freundlichen) Take singt.

…und ohne: Die beste Verkleidung seit Clark Kents Brille.
Hier zahlt sich auch Tom Hoopers Entscheidung aus, mit der Kamera nah an den Gesichtern der Schauspieler zu kleben; in den meisten Szenen ist dieser Effekt dagegen eher anstrengend. Unglücklich ist auch die sogenannte Synchronfassung, die es mit Sicherheit nur gibt, um in Multiplex-Kinos eine Zuschauerfreundliche „Deutsche Version“ anbieten zu können. Während gefühlte 98% des Films im untertitelten Original gesungen wird, sind zwischen den Songs einzelne Wörter oder Sätze plötzlich auf Deutsch. Ob man Synchronisation generell mag oder nicht; zwischendurch zwei oder drei Wörter in einer anderen Sprache, lauter und mit einer anderen Stimme zu hören, ist – vorsichtig ausgedrückt – irritierend.
Trotz manchmal fragwürdiger Kamera und einer unsinnigen deutschen Version ist Les Misérables sehenswert. Das liegt weniger an der Regie als an den überzeugenden Darstellern und den mitreißenden Songs. Tom Hoopers Historiendrama schreibt sicher keine Filmgeschichte, funktioniert aber als solide, werkgetreue Musical-Adaption mit bombastischen Sets, bei der man genau das bekommt, was man von Les Misérables erwartet: Eine deprimierende Geschichte und ergreifende Songs, gesungen von schönen Menschen mit gelben Zähnen… und am Ende sind alle tot.
Deutscher Trailer: