Batman v Superman: Dawn of Justice
24. März 2016
Action, Superhelden, Comicverfilmung
Zak Snyder
Ben Affleck, Henry Cavill, Amy Adams, Jesse Eisenberg, Diane Lane, Jeremy Irons, Laurence Fishburne, Holly Hunter, Gal Gadot, Scoot McNairy
David S. Goyer, Chris Terrio
USA
2016
150 Minuten
Ab 12
Kawumm! Mit dem Duell zweier DC-Titanen erklärt Warner die Superheldensaison 2016 für eröffnet
Wir leben im Zeitalter der Superhelden; Marvel und DC überfluten Kino und Fernsehen: Agents of S.H.I.E.L.D., Daredevil, Agent Carter und Jessica Jones auf der einen Seite, Arrow, Flash, Gotham und iZombie auf der anderen. Die Rechte an den zahlreichen Marvel-Helden sind zwar auf unterschiedliche Studios wie Fox und Sony aufgeteilt, aber gerade Marvels eigenes Studio (im Hause Disney) hat sich als verlässliche „Franchise-Fabrik“ etabliert, und produziert am laufenden Band Blockbuster unterschiedlicher Genres, die im selben Universum angesiedelt sind (Avengers, Guardians of the Galaxy).
Der Hauptkonkurrent DC verzichtet dagegen weitgehend auf ein solches „shared universe“ und produziert stattdessen unter dem Banner von Warner Brothers größtenteils voneinander unabhängige Serien. Man sollte also nicht erwarten, Schauspieler aus Arrow, Flash oder Gotham in einem der DC-Filme zu sehen. Vor allem aber ist das Kino von DC im Vergleich zu Marvel ernster – so wie Christopher Nolans Dark Knight-Trilogie, Man of Steel und jetzt – wieder von Man of Steel-Regisseur Zak Snyder – Batman v Superman: Dawn of Justice, in dem zum ersten Mal ein muskelbepackter Ben Affleck das Fledermauskostüm ausfüllt.
Das erste DC-„Gipfeltreffen“ vereint neben Batman, Wonder Woman (tragisch unterrepräsentiert) und zahlreichen Nebenfiguren aus dem Batman-Umfeld (allesamt neu besetzt) auch den größten Teil der Man of Steel-Besetzung, unter anderem Henry Cavill und Amy Adams als das dynamische Duo Superman und Lois Lane.
Ihnen gegenüber steht Ben Afflecks Batman mit seinem treuen Diener Alfred, der erstmals von Jeremy Irons gespielt wird. Affleck ist ein ernster Batman, ernster sogar noch als Christian Bale, und Regisseur Zak Snyder zeigt das, indem er ihn gefühlte 30 mal in Zeitlupe durch ein Kornfeld schreiten lässt. Überhaupt scheinen die ersten zwei Stunden des 150-Minütigen Mammut-Werks in Zeitlupe abzulaufen. Außer viel Exposition und zahlreichen „Shout outs“ an Comic Fans in Form von Hommagen an Titel, Posen und ikonische Bildern passiert nicht viel substanzielles.
Batman will Superman töten – seine Motivation erklärt der Film nie ausreichend, aber nach seinem besonders grimmigen Blick zu urteilen, war Bruce Wayne nicht glücklich mit den Kollateralschäden des Man of Steel-Finales. Superman ist währenddessen wie ein Blatt, das sich vom Plot treiben lässt, während Lex Luthor (gewöhnungsbedürftig aber inspiriert gespielt von Jesse Eisenberg) einen undurchschaubaren Plan verfolgt, der wohl mehr mit dem nächsten Film zu tun hat als mit diesem.
Batman v Superman: Dawn of Justice sollte ein bewusster Gegenentwurf zu Marvels Civil War sein; ernster, erwachsener und düsterer. Tatsächlich ist Snyders Gotham (das hier nur ein paar hundert Meter von Supermans Metropolis entfernt ist) ein perfekt gestylter Albtraum, in dem Figuren und Publikum gleichermaßen wenig zu Lachen haben. Hier liegt das andere große Problem von Batman v Superman. Ein Film mit so wenig Tiefe und so vielen Logikfehlern sollte zumindest eine Prise Selbstironie besitzen. Stattdessen setzt Zak Snyder ihn so bleiern und humorlos in Szene, dass beim besten Willen kein Spaß aufkommt. Immerhin hat er aber die technischen Aspekte meisterhaft im Griff: Kamera, Effekte und Schnitt sehen nicht nur gut aus, sie setzen fast schon neue Standards für das Genre. Allein deshalb werden sich Fans des Genres zwar möglicherweise über den Film, aber nicht zwangläufig über den Kauf der Kinokarte ärgern.
Marvels zweiter Avengers Film, Age of Ultron hatte ähnliche Probleme – Szenen mit künstlich gedehnter Exposition, von denen einige eine bloße Vorbereitung auf spätere Marvel-Filme waren, ohne irgendeinen Wert für Age of Ultron oder seine Figuren. Batman v Superman: Dawn of Justice ist die abendfüllende Variante dieser Szenen: Ein auf fast doppelte Spielfilmlänge aufgeblasener Prolog.
In der Theorie klingt ein Duell zwischen Superman und Batman unwiderstehlich – und tatsächlich ist der all zu kurze kurze Zweikampf der beiden Helden im letzten Drittel einer der Höhepunkte von Snyders Film – auch dank der Musik, die sehr effektiv Hans Zimmers Man of Steel-Thema mit energetisch pulsierenden Klängen von (Mad Max: Fury Road-Komponist) Junkie XL mischt. Zwei derart ikonische Charaktere aber unter dem Vorwand in einer völlig uninspirierten Geschichte gegeneinander antreten zu lassen und dabei keinem von ihnen auch nur den Hauch einer Motivation zu geben, ist maßlos enttäuschend – und lässt die zweieinhalb Stunden von Dawn of Justice nochmal mindestens doppelt so lang erscheinen.